Deutschland hat eine historische Verantwortung in der Welt gegenüber Menschen, die unter Unterdrückung und Unrechtsstaaten leiden. Kern meiner politischen Arbeit ist es, Grund- und Menschenrechte und rechtsstaatliche Prinzipien in der internationalen Gemeinschaft zu stärken. In der aktuellen Wahlperiode beschäftige ich mich im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung besonders mit Fragen der Krisenprävention und der Migration, schwerpunktmäßig aus dem Nahen Osten. Die Stärkung der deutsch-polnischen Beziehungen ist mir ein besonderes Anliegen. Als Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag darf ich diese aktiv gestalten. Die polnische Erde ist bis heute mit dem Blut der Opfer des Nationalsozialismus getränkt. Daraus erwächst für uns eine besondere Verantwortung auch gegenüber unseren polnischen Verbündeten und Freunden.
Der Historiker, ehemalige polnische Außenminister und Auschwitz-Überlebende Władysław Bartoszewski, sagte einmal, die deutsch-polnische Aussöhnung zähle er zu einem der positiven Wunder der Welt. Deutschland wird immer ein besonderes Verhältnis zu seinem Nachbarland Polen haben. Ich glaube fest daran, dass die deutsch-polnische Freundschaft der Schlüssel zum Gelingen der europäischen Idee ist.
Deutschland selbst ist ein Land in der Mitte Europas – sowohl geografisch als auch politisch. Auf unserem Weg dorthin haben wir gelernt, dass wir auf Partnerschaften und auf den genauso freundschaftlichen wie ehrlichen Dialog angewiesen sind. Aus diesem langen und historischen Lernprozess erwächst das Sicherheitsversprechen, dass Deutschland allen Ländern Europas gegeben hat.
Sie sehen, Verantwortung ist ein wichtiges Wort im Hinblick auf unsere Außenpolitik und meine politische Arbeit. Diese Verantwortung endet nicht an der Grenze unseres Landes oder unserer Nachbarländer. Deshalb habe ich den Parlamentskreis Libanon gemeinsam mit weiteren Kollegen ins Leben gerufen. Mit dieser Initiative wurde ein Raum geschaffen, in dem wir als Abgeordnete über Parteigrenzen hinweg konstruktiv darüber nachdenken können, wie wir unserer Verantwortung in unserer unmittelbaren Nachbarschaft gerecht werden können. Denn im Libanon bündeln sich wie in einem Brennglas alle positiven und negativen Auswirkungen unterschiedlichster außen-, sicherheits- und entwicklungspolitischer Ansätze der letzten Jahrzehnte, aus denen wir für die Zukunft lernen können.
Voneinander im partnerschaftlichen, ehrlichen und offenen Dialog zu lernen, spielt für mich deshalb nicht nur in der Außenpolitik eine Rolle. Auch innerhalb Deutschlands, in meinem Wahlkreis und in meiner Heimatregion trete ich dafür ein, Herausforderungen gemeinsam anzugehen – sei es zwischen Stadt und Land oder zwischen der älteren und der jüngeren Generation. Zielkonflikte, die andere mit ausgefahrenen Ellenbogen zur Spaltung unserer Gesellschaft nutzen wollen, können wir nur entschärfen, wenn wir uns trotz aller vermeintlichen oder tatsächlichen Gegensätze die Hand reichen und das Gespräch suchen. Nur so kann Vertrauen entstehen, auch dort, wo wir es auf den ersten Blick nicht erwarten. Deshalb werde ich nicht aufhören, für den Zusammenhalt zu kämpfen, gerade dann, wenn er in weiter Ferne zu liegen scheint – nur so können wir das, was wir an unserer Gesellschaft schätzen, bewahren und weiterentwickeln.
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